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Mittwoch, 21. Januar 2015

Version 6.0: Verbindungen




Seit nunmehr beinahe 13 Jahren sind die Necrons eine spielbare Kriegspartei im scheinbar ewigen Konflikt des 41. Jahrtausends. Zwei Codizes und eine White-Dwarf-Liste versorgten alle mit den entsprechenden Regeln, die gewillt waren, die Necrons in ihren finsteren Kampagnen zu unterstützen. Jedes dieser Regelwerke änderte jedoch nicht nur die Spielweise der außerirdischen Roboter, sondern auch die Ausgestaltung ihres Hintergrundes, auch Fluff genannt: von Plünderern über schweigsame Seelenernter hin zu Weltraumpharaonen.

Doch was zunächst wie sehr gegensätzliche Fluffs aussieht, stellt sich bei genauerer Betrachtung als durchaus sehr gut zusammenspielendes Informationsgeflecht heraus. Zugegeben gibt es einige blinde Flecken, wie bspw. der Wechsel der Phantome von Necron- hin zu Canoptech-Einheiten, aber insgesamt ergibt das Zusammenfügen der verschiedenen Hintergründe ein sehr kohärentes Gesamtbild.

Der Schlüssel besteht darin, die Hintergrundinfos so zu betrachten, als würden sie aus verschiedenen Perspektiven stammen. Der Fluff der ersten Armeeliste und des ersten Codex ist aus der Sicht des Imperiums geschrieben, für das die Necrons eine noch völlig neue und mysteriöse Bedrohung darstellten. Dagegen stellen die Informationen aus dem zweiten Codex: Necrons eine Introspektive dar, also die Betrachtung der Herrschaftsstrukturen der Necrons aus ihrer eigenen Sicht heraus.
Zum Abschluss dieser Retrospektive verknüpfen wir nun die einzelnen Hintergrundinformationen aller Necron-Regelwerke und zeigen damit nicht, wie wechselhaft ihr Fluff ist, sondern wie umfangreich er schon in 17 Jahren geworden ist.

Der zentrale Fixpunkt ist der Überfall auf das Sanktuarium 101. Dies war der erste gespielte und vom Imperium dokumentierte Kampfeinsatz der Necrons. Da es ein erstes Erwachen der alten Roboter war, waren die eingesetzten Truppen diejenigen, die am wenigsten Ressourcen brauchten: Krieger, Destruktoren und Skarabäen. Diese Form der Xenos und deren Technologie waren dem Imperium bis dato unbekannt. Dementsprechend war auch nichts über die Ziele oder die militärische Vorgehensweise der mysteriösen Neulinge bekannt. Die Necrons reinigten vorrangig ihre Gruftwelten von Siedlungen und Stützpunkten und tilgten damit jegliches Leben und sämtliche fremde Technologie. Ihre Gausswaffen zerstörten molekulare Verbindungen und lösten damit sämtliche Materie in ihre einzelnen Atome auf. Weil das Imperium keine Ahnung von den Effekten und der Wirkungsweise der Gausswaffen hatte (und es keine überlebenden Augenzeugen gab, die diesen Effekt hätten beschreiben können), musste es annehmen, dass sämtliche Technologien, Maschinen etc. von den Necrons geraubt wurden. Sie wurden daher zunächst als brutale Plünderer und Räuber klassifiziert.

Erst mit der Zunahme von Feldzügen und der Vervielfältigung der
Necrontruppen erkannte die Menschheit, dass das Ziel der außerirdischen Roboter kein bloßes Marodieren war. Doch auch die korrigierte Annahme über den Daseinszweck der Necrons sollte sich als falsch herausstellen. Die Tatsache, dass Necrons fast nie Gefangene nahmen, führte bei imperialen Strategen zu dem Ergebnis, dass die Anstrengungen der Metallskelette auf die komplette Vernichtung sämtlichen Lebens in der Galaxis ausgelegt waren. Die einzigen Truppen, die dabei so etwas wie Individualität und Bewusstsein vorweisen konnten, waren die mutmaßlichen Anführer: die Lords. Nach diversen Kämpfen von kleinen Scharmützeln bis hin zu Schlachten apokalyptischen Ausmaßes glaubte das Imperium sogar die hierarchische und strategische Struktur der Necrons ausgemacht zu haben. Diesen Ergebnissen zufolge bestand die Vorhut immer aus Kanoptech-Einheiten und Necronkriegern. Aufgrund der seltenen Sichtung von Extinktoren wurde angenommen, dass diese Elitetruppen waren, während die schweren Destruktoren ein eigener Truppentyp bei der Unterstützung darstellten. Die Kommandostruktur wurde zum einen als Lords in vier Stufen beschrieben: Bronze, Silber, Gold und Platin. Zum anderen gab es mehrere Berichte über unglaublich mächtige Geschöpfe, die inmitten der Necrons wandelten und sie als „Götter“ befehligten. Sie wurden C’tan genannt. Zeugnis über die Kräfte dieser Energiewesen legte u.a. der Astartes Uriel Ventris von den Ultramarines ab.

Allerdings wurde der Sklave mit dem Meister verwechselt. Die C’tan waren nicht die Herrscher der Necrons, sondern ihre Diener und so furchterregend ihre Stärke war, so sehr war sie doch nur ein Abglanz ihrer ursprünglichen Macht, weil ihre „Gestalt“ in viele kleine Teile fragmentiert wurde. Ventris erweckte also nicht den Todesboten an sich, sondern nur eines seiner Fragmente. Das wurde mit dem Kampf gegen Exemplare der ungleich machtvolleren transzendierten C’tans, einer Fusion mehrerer solcher Teilstücke, mehr als deutlich. Die Xenos-Analysten des Menschenreiches waren von der Wahrheit aber nicht so sehr entfernt, wie es zunächst den Anschein hatte. Ihre Kategorisierung der Truppentypen war in großen Teilen korrekt und selbst die Einstufung der Kommandeure stellte sich als richtig heraus. Sie wurden innerhalb der Necronhierarchie jedoch nicht mit Edelmetallen klassifiziert, sondern mit den Namen Lord (Bronze), Destruktorlord (Silber), Hochlord (Gold) und Phaeron (Platin). Wie viele Xenosspezialisten ebenfalls richtig vermutet hatten, verbarg sich in den Gruftwelten weit mehr als Skarabäen, Krieger und Monolithen. Immer mehr Infanterie, Fahrzeuge und sogar superschwere Kriegsmaschinen wurden auf den Schlachtfeldern gesichtet. Die internen Beziehungen der Herrscherkaste waren jedoch wesentlich intriganter, als es das Imperium angenommen hatte, ebenso wie die Verbreitung von Necrons mit Persönlichkeit und einem Bewusstsein.

Bei den Zielen der Roboter irrte sich die Menschheit noch gravierender. Der Großteil der Necrons war kein geschlossener Verbund, der sämtliches Leben bis zum letzten Bakterium vernichten wollte, sondern in (teils rivalisierenden) Dynastien aufgeteilt, die einerseits ihr altes Herrschaftsgebiet wiederherstellen wollten, dass ihnen während ihrer Stase von den jüngeren Völkern wie Orks, Eldar oder Menschen streitig gemacht wurde. Andererseits wollten sie die Menschheit ganz im Gegenteil sogar bewahren, schützte sie sogar vor dem Chaos oder den Tyraniden, weil die Necrons in den ihnen physiologisch sehr ähnlichen Homo Sapiens die Chance auf eine Rückverwandlung und damit auf die Befreiung von ihrem Unsterblichkeitsfluch sahen. Das bedeutete jedoch nicht, dass die Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Rassen friedlich ablaufen sollten…

Die drei verschieden Fluffs lassen sich somit durch aus ein einen gemeinsamen Rahmen stimmig zusammenfassen. Ob dies im Sinne von Games Workshop ist oder der Hintergrund des baldigen dritten Codex etwas daran ändern wird, soll der Meinung jedes Einzelnen überlassen sein.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass die Retrospektive für euch, liebe Leser, hoffentlich nicht nur interessant, sondern vor allem lehrreich war, was die Geschichte sowie die Regelentwicklung und –wiederverwertung der metallenen Xenos betrifft. Wir dürfen gespannt sein, in welche Richtung der dritte Codex: Necrons die Evolution der finsteren Roboter lenken wird.

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